· 

Armenien vs. Aserbaidschan - Ein alter Konflikt flammt wieder auf

Geografie

Armenien ist ein Binnenstaat in Vorderasien am Übergang zwischen Kleinasien und dem Südkaukasus. Er grenzt im Norden an Georgien, im Osten an Aserbaidschan, im Süden an Iran und an die aserbaidschanische Exklave Nachitschewan. Zusätzlich zu seinem Status als Binnenstaat leidet Armenien seit der Besetzung des Berg-Karabakh 1994 in Aserbaidschan unter einer Landblockade, an der alle Nachbarstaaten beteiligt sind mit Ausnahme des Iran und teilweise Georgiens. Armenien war die kleinste sowjetische Republik und umfasst ein Gebiet von 29’800 km2 und eine Bevölkerung von 3’002’000 Einw. Es ist ein Gebirgsland: 90 % der Landesfläche liegen mehr als 1000 m ü.M. Die mittlere Höhe liegt bei 1792 m ü.M. Zum Vergleich, der Kanton Graubünden ist flächenmässig viermal kleiner als Armenien, die Bevölkerungsdichte des Kantons liegt jedoch bei 28 Einw./km2., während Armeniens Bevölkerungsdichte 100 Einw./km2 aufweist. Wäre Graubünden gleich gross wie Armenien würde es unter gleichen Bedingungen eine Bevölkerung von 800’000 Einw. beherbergen. Armeniens Bevölkerung liegt allerdings bei über 3 Mio., was das Wirtschaften im gebirgigen Land schon unter normalen Umständen eine grosse Herausforderung darstellt. Zudem liegt das Land in einem Faltengebirge und ist geprägt durch den Zusammenstoss der Eurasischen mit der Arabischen Platte, und somit stark erdbebengefährdet. Der letzte Erdbeben datiert von 1988 und verursachte zahlreiche Todesopfer und materielle Schäden. Landwirtschaftlich genutzt werden 15,8 % des Landesfläche, Wälder bedecken 9,1 % und Wasser 5,1 % des Landes.  Das Klima ist kontinental (Hochland), mit heissen Sommern und kalten Wintern. Die Hauptstadt ist Jerewan. Sie beherbergt über einen Drittel der ganzen Bevölkerung. Diese ist zu 63,3 % urbanisiert.

 

Aserbaidschan ist ein Staat in Vorderasien. Zwischen Kaspischem Meer und Kaukasus gelegen, grenzt er im Norden an Russland, im Nordwesten an Georgien, im Süden an den Iran, im Westen an Armenien und über die Exklave Nachitschewan, die vom aserbaidschanischen Kernland durch einen armenischen Gebietsstreifen getrennt ist, an die Türkei. Aserbaidschan hat eine Fläche von 86’600 km2,  die Autonome Republik Nachitschewan mit 5’500 km2, inklusive. Circa 14 % des Staatsgebiets sind seit Anfang der 1990er Jahre von Karabach-Armeniern besetzt. Landwirtschaftlich genutzt werden 22,8 % der Landesfläche, Wälder bedecken 11,3 % und Wasser 4,5 % des Landes. Das Klima ist trocken, mit semiariden Steppen. Die Hauptstadt ist Baku und liegt am Kaspischen Meer. Sie beherbergt mehr als einen Fünftel der ganzen Bevölkerung. Diese ist zu 56,4 % urbanisiert.

 

Bevölkerung

Armenien ist ethnisch gesehen praktisch homogen. 98,1 % der Bevölkerung sind ethnische Armenier, gefolgt von 1,2 % Yesiden und 0,7 % weiteren Minderheiten. Vor dem Berg-Karabakh-Konflikt lebte eine kleine Minderheit (2,5 %) Aserbaidschaner in Armenien. Die Bevölkerungsentwicklung ist rückläufig (–0,3 % pro Jahr). Weltweit sollen rund 7,5 Millionen Armenier leben, wobei 1,2 Mio. allein in der Russischen Föderation zu finden sind. Der Rest verteilt sich mehrheitlich über die USA, Kanada, Frankreich oder Australien. Die armenische Diaspora ist eine erhebliche wirtschaftliche Unterstützung für das Land. Armenisch, ein Zweig der indogermanischen Sprachfamilie, ist die Amtssprache des Landes. Die dominierende Konfession im Land ist das orientalisch-orthodoxe Christentum (92,6 %). Sie spielt eine zentrale Rolle für die armenische Identität, wenn man bedenkt, dass Armenien im Jahre 301 als erstes Land der Welt das Christentum zur Staatsreligion erhob.

 

In Aserbaidschan sind 91,6 % der Bevölkerung Aserbaidschaner. Den restlichen Anteil bilden kleine Minderheiten, unter anderem rund je 120’000 Armenier und Russen (je 1,4 %). Die aserbaidschanische Sprache ist nahe verwandt mit dem Türkischen. Die russische Sprache ist aber in Aserbaidschan auch weit verbreitet. Weltweit sollen es zwischen 30 und 32 Millionen Aserbaidschaner geben, davon leben nur 9 Millionen in Aserbaidschan. Der Rest verteilt sich mehrheitlich über Iran, Russland, Türkei, Irak und Georgien. 160’000 Aserbaidschaner sind seit dem Konflikt im Berg-Karabakh nach Aserbaidschan geflohen und leben unter dürftigen Bedingungen als Flüchtlinge im eigenen Land. Vorherrschende Religion ist der schiitische Islam, der im 8. Jh. von arabischen Eroberern verbreitet wurde. 85 % der muslimischen Aserbaidschaner sind Schiiten, 15 % Sunniten.

 

Vorgeschichte

Die Republik Armenien, d. h. der nördliche Teil der historisch armenisch besiedelten Gebiete, die die Russen zu Beginn des 19. Jahrhunderts (von 1812 bis 1829) von Persern und Osmanen erobert hatten, weckt in Europa und Amerika besondere geopolitische Gefühle. Diese Gefühle hängen mit der Rolle einer aktiven und bedeutenden armenischen Diaspora zusammen, die die Erinnerung an die vielen aufeinanderfolgenden Massaker und Ausschreitungen – vor allem an den armenischen Völkermord von 1915 – bewahrt, die ab dem 19. Jh. den unter osmanischer Herrschaft verbliebenen Armeniern zum Opfer fielen. Sie kämpften mit der Unterstützung der europäischen Mächte, wie es die Serben, Griechen oder Bulgaren getan hatten, um das grosse Armenien und einen unabhängigen Nationalstaat zu bilden. Doch kurz vor dem Ziel wurden sie im Ersten Weltkrieg von den Türken zermalmt.

Die Armee des Zaren war zu schwach, um den Armeniern zur Hilfe zu kommen. Die Armenier, die die Massaker von 1915 überlebten, wurden entweder nach Syrien deportiert oder es gelang ihnen, aus Europa zu fliehen; fast keiner von ihnen blieb in der Türkei. Die einzigen Armenier, die damals ihre Unabhängigkeit proklamieren konnten, waren die im Norden verbliebenen, die in das Russische Reich eingegliedert wurden. Nach der Auflösung der zaristischen Macht bildeten sie 1918 mit Hilfe der Deutschen und dann vor allem der Briten eine Republik Armenien, die einen Teil Aserbaidschans - Baku und sein Öl - und sogar einen Teil Georgiens, d. h. den Auslass Transkaukasiens zum Schwarzen Meer, kontrollieren wollte.

Die daraus resultierenden Konflikte spielten den Bolschewiki in die Hände. Sie übernahmen die Kontrolle über die gesamte Region und bildeten 1920 eine Sowjetrepublik Armenien, indem sie Grenzen und einen territorialen Status quo mit Georgien und insbesondere mit Aserbaidschan errichteten, wo die Verflechtung der aserbaidschanischen und armenischen Siedlungsgebiete besonders komplex war. In Aserbaidschan wurde eine autonome, hauptsächlich von Armeniern bewohnte Region Berg-Karabakh hervorgerufen, während in Armenien eine autonome, von Aserbaidschanern bewohnte Republik Nachitschewan gegründet wurde.

 

Das heutige Aserbaidschan, das lange Zeit Teil des Persischen Reiches war, wurde Anfang des 19. Jh. von den Russen erobert, nachdem diese die Georgier und die Armenier von der osmanischen Herrschaft befreit hatten. Aserbaidschan wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jh. vom Erdölfieber erfasst. Baku wurde zu einem Symbol und zum grössten Ölproduzenten der Welt und verwandelte sich in eine kosmopolitische Industrie- und Handelsmetropole, die von der armenischen Bourgeoisie beherrscht wurde. Die Aserbaidschaner waren schlecht angepasst, unterqualifiziert und bildeten eine Art Unterproletariat. Die Armenier wurden zum Sinnbild  eines ausländisch-ausbeuterischen Kapitalisten und zum Opfer von Pogromen.

Die Unabhängigkeit Aserbaidschans wurde im Mai 1918 ausgerufen. Das Land war allerdings schlecht darauf vorbereitet. Baku musste schnell einen erbarmungslosen Krieg mit Armenien führen, um die Provinzen von Karabakh, Sachschewan und Sanguezur zu kontrollieren. Die Sowjetmacht wurde im April 1920 in der Hauptstadt Baku ausgerufen, die sich ohne Widerstand der Roten Armee ergeben hatte. In Aserbaidschan wurde eine autonome, hauptsächlich von Armeniern bewohnte Region Berg-Karabakh hervorgerufen, während in Armenien eine autonome, von Aserbaidschanern bewohnte Republik Nachitschewan gegründet wurde. In einer Region, die von der Niederlage des Osmanischen Reiches erschüttert wurde, wurde Aserbaidschan zum Modell des sowjetischen Islam erkoren.

Doch schon nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Aserbaidschan an den Rand gedrängt; sein Erdöl hatte einen immer geringeren Anteil an der sowjetischen Produktion (von 30% im Jahre 1955 zu 1,5% im Jahre 1988). Als in den Jahren 1947-1948 etwa 100’000 Aserbaidschaner Armenien verlassen mussten, um den aus dem Nahen Osten und dem Westen zurückkehrenden Armeniern Platz zu machen, schien Baku in den Augen Moskaus zu einer vernachlässigbaren Grösse geworden zu sein. 

 

Der Konflikt um den Berg-Karabakh

In Aserbaidschan erklärte das von Armeniern bewohnte autonome Gebiet Berg-Karabakh nach erneuten Pogromen von 1988 und 1990 im September 1991 seine Unabhängigkeit. Es gab damals einen Krieg zwischen armenischen und aserbaidschanischen Milizen, deren jeweilige Staaten noch nicht einmal unabhängig waren (sie werden erst im Dezember offiziell unabhängig sein). Besser bewaffnet, dank der Komplizenschaft der russischen Armee, klagt Baku an, erobern die Armenier die aserbaidschanischen Gebiete, die Armenien und Berg-Karabakh miteinander verbinden. Der Krieg verursachte 30’000 Tote, 500’000 Verletzte und eine Million Flüchtlinge. Seit 1994 beobachten beide Armeen einander, und die Gespräche kommen nicht voran.

So bleiben die Spannungen in der Region seit Jahren hoch und zwangen 2014 im Grenzgebiet nach mehrwöchigen Auseinandersetzungen viele Einheimische zur Flucht bzw. zur Auswanderung. 2016 brachen wieder Kämpfe in Berg-Karabakh aus. Im Sommer 2017 drohte der aserbaidschanische Präsident Ilcham Alijew mit Krieg, wenn Armenien Berg-Karabakh nicht freiwillig räume. Seit 2017 nennt sich der Berg-Karabakh Republik Arzach, wird jedoch von keinem Staat anerkannt. 

Die aktuelle Auseinandersetzung hat im Juli an der Grenze begonnen und droht über die beteiligten Staaten hinaus zu eskalieren. Die Wirtschaftskrise, die durch Corona hervorgerufen wurde, führt ebenso zu einer größeren Volatilität der Lage. Für die Menschen vor Ort, wird es immer schwieriger, über die Runden zu kommen. Längerfristige Klimatrends werden wahrscheinlich auch den Mangel an Wasser und Ackerland verschärfen. Einst war Wasser in der Grenzregion dank eines Netzes von Reservoirs und Bewässerungsleitungen reichlich vorhanden, doch heute herrscht chronischer Wassermangel. Nach dem Krieg von 1992-1994 wurde es zu gefährlich, das Kriegsversorgungssystem aufrechtzuerhalten, das die Frontlinien kreuzt, und es verfiel. 

In einigen Dörfern haben Minen mehr als 500-1000 Hektar in No-go-Zonen umgewandelt. Es gibt keine zuverlässigen Daten über die Anzahl der Minen und Blindgänger in Grenzdörfern, sodass weite Landwirtschaftsgebiete ungenutzt bleiben.

 

Natürliche Ressourcen

Armenien besitzt kleinere Vorkommen an Rohstoffen wie Kupfer, Bauxit, Gold und Molybdän. Das Land hat nur zwei

Im Gegensatz zu Aserbaidschan hat Armenien keine wesentlichen natürlichen Ressourcen  offene Handelsgrenzen - Iran und Georgien -, da seine Grenzen zu Aserbaidschan und der Türkei seit 1991 bzw. 1993 infolge des anhaltenden Konflikts Armeniens mit Aserbaidschan über die separatistische Region Berg-Karabach geschlossen sind. Armenien ist besonders abhängig von russischer kommerzieller und staatlicher Unterstützung, da die meisten wichtigen armenischen Infrastruktureinrichtungen in russischem Besitz sind und/oder von Russland verwaltet werden, insbesondere im Energiesektor. Überweisungen von der in Russland arbeitenden Diaspora entsprechen etwa 12 bis 14% des BIP.  Armenien trat im Januar 2003 der Welthandelsorganisation und im Januar 2015 der Wirtschaftsunion unter russischer Führung bei, ist aber weiterhin daran interessiert, engere Beziehungen zur EU zu unterhalten und hat im November 2017 ein umfassendes und erweitertes Partnerschaftsabkommen mit der EU abgeschlossen.

 

Aserbaidschan ist reich an Öl- und Gasvorkommen aus der Kaspischen See.  Das BIP pro Kapital (nach Kaufkraftparität) beläuft sich auf USD 9'500 (2017) und rangiert weltweit auf Platz 142. Armeniens grösste Handelspartner auf der Exportseite sind: Russland (24, 2%), Bulgarien (12,8 %), Schweiz (12 %), Georgien (6,9 %), Deutschland (5,9 %), China (5,5 %), Irak (5,4 %), Vereinigte Emiraten (4,6 %) und die Niederlande (4,1 %). Auf der Importseite: Russland (28 %), China (11,5 %), Türkei (5,5 %), Deutschland (4,9 %), Iran (4,3 %). 

Vor dem Rückgang der weltweiten Ölpreise seit 2014 war das hohe Wirtschaftswachstum Aserbaidschans mehrheitlich auf steigende Energieexporte zurückzuführen. Ölexporte durch die Baku-Tbilissi-Ceyhan-Pipeline, die Baku-Novorossijsk-Pipeline und die Baku-Supsa-Pipeline sind nach wie vor die wichtigsten wirtschaftlichen Triebkräfte, aber es gibt Bemühungen, die Gasproduktion Aserbaidschans anzukurbeln. Die erwartete Fertigstellung des geopolitisch wichtigen südlichen Gaskorridors zwischen Aserbaidschan und Europa wird eine weitere Einnahmequelle für Gasexporte eröffnen. Der Abschluss des Projekts wird für 2020-21 erwartet. Die langfristigen Aussichten hängen von den Öl- und Gaspreisen, der

Sowohl Armenien als auch Aserbaidschan pflegen rege  wirtschaftliche Beziehungen zu Russland Fähigkeit Aserbaidschans ab, Exportrouten für seine wachsende Produktion zu entwickeln, sowie von seiner Fähigkeit, das Geschäftsumfeld zu verbessern und die Wirtschaft zu diversifizieren. Das Pro-Kopf-BIP beläuft sich auf USD 17'500 (2017) und rangiert weltweit auf Platz 101. Aserbaidschans grösste Handelspartner auf der Exportseite sind: Italien (23,2 %), Türkei (13,6 %), Israel (6,1 %), Russland (5,4 %), Deutschland (5 %), Tschechische Republik (4,6 %), Georgien (4,3 %). Auf der Importseite: Russland (17,7 %), Türkei (14,8 %), China (9,9 %), USA (8,3 %), Ukraine (5,3 %), Deutschland (5,1 %). 

 

Streitkräfte und Militärallianzen

Laut CIA Factbook (Stand 2019) haben die armenischen Streitkräfte ungefähr 45'000 aktive Angehörige (42'000 Armee, 3'000 Luftwaffe/Luftverteidigung. Die Republik Berg-Karabakh bzw. Arzbach verfügt über eine eigene Verteidigungsarmee. Das Inventar der armenischen Streitkräfte umfasst hauptsächlich russische und sowjetische Ausrüstung. Neben den Streitkräften Armeniens stehen Russische Truppen im Land: Im Rahmen eines Sicherheitsabkommens kontrolliert Russland die armenischen Grenzen zur Türkei und zum Iran. Russland unterhält eine Luftwaffenbasis in Gjumri mit einer Stärke von 5’000 Mann. Armenien gab 2019 rund 4,9 % der Wirtschaftsleistung für seine Streitkräfte aus und lag in diesem Jahr auf Platz 7. Heute ist Armenien Mitglied in der von Russland geführten Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit. 

 

Laut CIA Factbook (Stand 2019) hat das aserbaidschanische Militär insgesamt etwa 67 000 aktive Angehörige (56'000 Armee, 2’500 Marine, 8’500 Luftwaffe/Luftverteidigung). Das Inventar des aserbaidschanischen Militärs umfasst vor allem russische und sowjetische Ausrüstung. Seit 2010 ist Russland der führende Waffenlieferant Aserbaidschans, gefolgt von Israel.

 

 

Dem International Crisis Group zufolge ist keine Streitmacht der anderen wesentlich überlegen. Allerdings wird letztlich über den Einsatz von Freischärlern aus Syrien und Libyen auf der Seite Aserbaidschans berichtet, die auf Geheiss Ankaras operieren sollen. Ankara dementiert, erklärt sich aber offiziell zur Schutzmacht Aserbaidschans. Russlands Rolle als Schutzmacht Armeniens ist zu einem Dilemma geworden, da Moskau beide Konfliktparteien mit Waffenlieferungen bedient. 

 

Fazit und Schlussfolgerung

Die Konfrontation zwischen den Armeen Armeniens und Aserbaidschans ist die Folge eines 30 Jahre alten Konfliktes, der aus mangelndem Willen und wahren Verhandlungen beiderseits zu vermehrtem Groll und grösserer Feindseligkeit geführt hat. 

Die Lage ist unübersichtlich, doch es zeichnen sich drei Aspekte aus, die für die Folge massgebend sein dürfen:

1. Wegen des Einschlusses und des Embargos ist Armenien im Begriff zu ersticken. Corona hat die Lage zusätzlich verschärft. Dieser Konflikt könnte auch einer der ersten sein, der unter den Auspizien schwindender natürlicher Ressourcen aufgeheizt wird (Wasser, Nahrung, Raum).  

2. Die strategische Bedeutung des kleinen christlichen Armeniens liegt darin, dass es die territoriale Kontinuität zwischen den muslimisch geprägten Aserbaidschan und der Türkei unterbricht. Falls Ankara und Baku auf geopolitischen Kurs aus sind, was in diesem Fall nicht ausgeschlossen werden kann, lebt Armenien gefährlich. 

3. Wegen der Interessenlage von Gross- und Mittleren Mächten kann sich dieser Konflikt jederzeit zu einem regionalen Flächenbrand auswachsen. Dabei stünden sich zwei Achsen gegenüber: Russland - Armenien - Iran vs. USA - Türkei - Aserbaidschan, wobei es nicht sicher ist, dass Ankara das Spiel von Washington spielen würde.

 

Virginia Bischof Knutti©07.10.2020

 

Quellen: 

- Bild: Wikipedia Commons

- Yves Lacoste, Dictionnaire géopolitique, Editions Flammarion, Paris, 1995

- Atlas géopolitique de la Russie, Editions Autrement, Paris, 2019

- International Crisis Group, Preventing a Bloody Harvest on the Armenia-Azerbaijan State Border, 24,07.2020, https://www.crisisgroup.org/europe-central-asia/caucasus/nagorno-karabakh-conflict/259-preventing-bloody-harvest-armenia-azerbaijan-state-border

- CIA Factbook 

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0